Bericht für das Jahr 1985 der Leichtathletikabteilung zur Jahreshauptversammlung am 29. Januar 1986

Auch im 4. Jahr ihrer Existenz hat sich die Leichtathletikabteilung weiterentwickelt. Mittlerweile haben wir 54 Mitglieder. Sollte der ungebrochene Zustrom weiter anhalten, müssen wir bald eine Aufnahmesperre verhängen. Sorgen machen wir uns etwas um den Nachwuchs bei den Schülern. Wir wären dankbar, wenn die Eltern ihre unentschlossenen Kinder einmal probeweise zu uns ins Training schicken würden, vielleicht macht es dem einen oder anderen doch Spaß. Wie alle Abteilungen haben natürliche auch wir unter dem Geburtenrückgang und unter dem Überangebot an sportlichen Aktivitäten zu leiden. Unsere beiden frischgebackenen Übungsleiter Ralf Feucht und Arnd Menschig unterstützt von der ebenfalls in der Ausbildung zur Übungsleiterin befindlichen Susanne Gehringer wollen jedoch in der kommenden Sommersaison 1986 dafür sorgen, daß ihr Trainings- und Wettkampfsangebot noch attraktiver wird.

Auch in der vergangenen Wettkampfsaison trainierten wir fleißig und besuchten zahlreiche Wettkämpfe. Selbstverständlich richteten wir auch eigene Wettkämpfe im Dagersheimer Stadion aus, so die Bezirksmeisterschaften für Aktive, die Kreisschülermeisterschaften und unser schon traditionelles Abendsportfest im Mai. Bei den Kreisschülermeisterschaften wurden Katrin Gallmeister und Felix Wellmann Kreismeister über die Hürdenstrecken. Bei den Bezirksmehrkampfmeisterschaften in Sindelfingen am 21./22.09.1985 wurde Kai Seewald einmal mehr zum König der Athleten gekürt. Dabei konnten wir den VfL Sindelfingen nicht nur in der Einzeldisziplin, sondern auch in der Mannschaft bezwingen. Die Herolde des Königs Kai hießen Frank Stahn, Ralf Feucht und Arnd Menschig. Die Langstrecken rundeten das Programm ab. Einschließlich Vorstand trabten 4 Läufer beim 25-Kilometer-Schönbuchlauf mit. Wir feierten auch unseren internationalen Einstand. Unser Gründungsmitglied Klaus Matthee war einer von 19.000 Startern des New York-Marathons und belegte Platz Nr. 8.795. Er hat uns einen begeisternden Bericht von diesem Super-Lauffest geschickt, der Interessenten gern zur Verfügung gestellt wird.
 
Auch die Kameradschaft kam bei uns nicht zu kurz. Unser Trainingslager führte uns nach Erbach im Odenwald. Dort hatten die Regenfälle der vorangegangenen Tage die gesamte Aschenbahn des Stadions weggespült. Welch Glück, daß die Pferderennbahn davon unberührt blieb, so daß wir dort unsere 1000-Meter-Runden drehen konnten.
 
Mit unserer Jahresabschlußfeier im Haus Menschig und der Weihnachtsfeier am 07.12.1985 im Haus Wellmann nenne ich einige weitere Höhepunkte unserer gesellschaftlichen Veranstaltungen.
 
Erstmals wagten wir einen Versuch auf dem Kulturparkett. Mit 25 Jugendlichen besuchten wir das Theaterstück "Diener zweier Herren" von Goldopi in dem Theater tri-Bühne in Stuttgart. Für manchen war es überhaupt der erste Theaterbesuch seines Lebens. Alle waren von der herrlichen Verwechslungskomödie begeistert. Für das kommende Jahr ist ein solcher Theaterbesuch oder eine andere kulturelle Veranstaltung wieder fest eingeplant.
 
Danken möchte ich allen Mitgliedern, Helfern und denen, die sich mit mir in der Abteilungsführung bewährt haben. Es sind dies weiterhin:
 
Arnd Menschig, Heinrich Menschig und Klaus Gallmeister sowie die Trainer, die ich oben bis auf Gerd Fichtner schon erwähnt habe.
Eine besondere Hilfe hatten wir auch in Dieter Schmidt, der uns mit seiner sonoren Stimme meisterlich bei der Ansage während unserer Sportveranstaltungen unterstützte.

Ich hoffe und wünsche mir, daß die Abteilung auch im 5. Jahr ihres Bestehens weiter blühen und wachsen möge.

 

Trainingslager der Leichtathletik vom 30. Mai bis 2. Juni 1985 in Erbach/Odenwald

Unsere Benzinkutschen ließen wir diesmal zuhause und schwangen uns stattdessen auf unsere Stahlrösser. Verladetechnisch hatten wir die Sache fest im Griff. Die Bundesbahn übernahm einen Teil der Anreise nach Erbach im Odenwald. 19 Mann, Frau und Igel hoch bezogen wir unsere fürstliche Suite (Jugendherberge Erbach). Schon am ersten Abend schwärmten wir aus auf den Michelstädter Bienenmarkt. Dort feierten wir eine Pizza- und Mohrenkopforgie. MAX war über jeden Mohrenkopfwurfverdacht erhaben. Unschuldsgesicht verbunden mit schamhaftem Niederschlagen der Augenlider lenkten den Verdacht des Nachbartisches ab.

In der ersten Nacht klingelten die Igelwecker ohne Unterbrechung, aber der Schlaf der Pilsmänner war stärker. Nach opulentem 8-Uhr-Frühstück strampelten wir 11 Kilometer den Berg hinauf nach Beerfelden. Dort hatten die sintflutartigen Regenfälle der Vortage die Aschenbahn noch nicht weggeschwemmt (Tartan gilt im Odenwald als Fremdwort). Während Mama Wellt die Fressalien für ihre hungrige Brut heranschleppte, schindeten sich die Top-Athleten bei brütender Hitze über die Bahn. Sonne und blauer Himmel meinten es in jeder Beziehung gut mit uns. Endlich kam die Mittagszeit. Mit unseren Radeln gelangten wir vorbei am historischen Galgen auf Uli's Umwegen zu unserem Grillplatz im Wald. Nach hervorragendem Mahl hackten wir das Eis vom zugefrorenen Gebirgssee, kühlten Fanta, Pils und Tomaten und schließlich auch uns selbst. Suse war so leichtfertig, gegen den heroischen Mut des Vorstandes anzuwetten, er würde sich nicht in die kalte Flut stürzen. Aber da hatte sie sich gründlich getäuscht. Die Wette wurde in Eis umgesetzt. Als die Schatten im Wald länger wurden, fuhren wir von den schwindelnden Höhen von Beerfelden, zu denen wir uns am Morgen ächzend und stöhnend hinaufgestrampelt hatten, in rasender und halsbrecherischer Fahrt talabwärts. Die "reizenden" Herbergseltern, die uns mit Speis und Trank gar nahrhaft und reichlich verwöhnten, erwarteten uns sehnsüchtig.

Rechtzeitig zum abendlichen Eisspaziergang in das malerische Erbach stießen Gerd und Arnd hinzu. Gemeinsam schlossen wir den Abend im besten Eissalon Erbachs ab. Die Aktiven allerdings waren kneipentechnisch noch nicht am Ende und füllten ihre kinoleeren Mägen im "Golden Bären" mit grünen Nudeln. Spaghettis und Tortellinis.

Auf der unterhalb der Jugendherberge gelegenen Galopprennbahn mit Stadion hatte die Stadt auf unseren besonderen Wunsch die Grashalme gekürzt, so daß wir auf der 901 m langen Rundstrecke herrlich galoppieren konnten. Groß und Klein drehten ihre Runden. Technische Übungen und Spiele kamen auch nicht zu kurz. Mit Grausen denke ich an die Läufe und Sprünge treppenauf- und abwärts. Aber schön war's doch. Der sonnengetrocknete Schweiß wurde bei der anschließenden gemeinsamen Dusche beseitigt und wiederum erwartete uns das DJH-Einheitsessen. Die Laune blieb gleichwohl gut. Mit den Jüngeren bevölkerten wir am Nachmittag das hochmoderne und schön angelegte Erbacher Schwimmbad. Spiele im und um das Wasser ließen den Nachmittag wie im Flug vergehen. Derweil plagten sich die Großen mit ihrer zweiten Trainingseinheit an diesem Tage. Dafür durften sie abends auch ins Kino, es gab die "Blues Brothers". Die Igel dagegen wollten unbedingt nochmal die gute Luft des Michelstädter Bienenmarktes (Volksfest) beschnüffeln. Wie gut, daß wir unsere Fahrräder dabei hatten.

Mitten in der Nacht erzählt MAX im Zimmer über dem Vorstand den klassischen Ameisenwitz. Biggi, unsere Jüngste, stellte dazu einschlägige Fachfragen. Lachsalve um Lachsalve brandete über den Hof der Jugendherberge und riß Vorstand und Nachbarschaft aus dem Schlaf. Aber sagt selbst, gibt es eine angenehmere Art, geweckt zu werden'

Auch am letzten Tag. dem Sonntag, sah uns die gute Galopprennbahn wieder. Unser Erbacher Opa zog wiederum unermüdlich mit dem Ball am Fuß seine Bahn und wir liefen Steigerungen, Tempoläufe etc. Uff, geschafft waren wir. Zum abschließenden Mittagsmahl boten die Herbergseltern nochmal alle Kochkünste auf und ließen jedem ein Lederhuhnschenkel auf den Teller flattern. Am Nachmittag ging's dann mit den Fahrrädern zurück zum Bahnhof und da wir auf der Hinfahrt so gut geübt hatten, reichten uns die 5 Minuten Umsteigezeit in Stuttgart lässig, um unsere 19 Drahtesel auszuladen. von Gleis 4 nach Gleis 7 zu transportieren und wieder einzuladen.

In Böblingen auf dem Bahnhof sagten wir uns Auf Wiedersehen, schade, daß es schon vorbei war. Aber tröstet Euch, nächstes Jahr gibt es ja wieder Trainingslager.